Großerkmannsdorf
Großerkmannsdorf ist seit 1999 offizieller Ortsteil der Bierstadt Radeberg. Die weit mehr als 800 jährige Geschichte ist seit 1353 durch die erstmals urkundliche Erwähnung dokumentiert. Die Gründung des Dorfes geschah auf Veranlassung des markgräflichen Landesherrn zu Meißen um 1150 und gehörte zum ältesten Besitz des meißnischen Geschlechts der Küchenmeister.
Im Zuge der Hochkolonisation entstanden so erste Teile der Siedlung auch begründet durch die natürlichen Bedingungen wie die vorhandene Erdkrume, die Möglichkeiten der Bewässerung, die klimatischen Verhältnisse und der Einfluss der Menschen auf die Bodenbearbeitung. So wurden Sümpfe entwässert und Wälder gerodet. Es entstand ein so genanntes Waldhufendorf.
Entlang des Bischofswegs führte im Auftrage des Markgrafen zu Meißen ein Lokator (Siedlungsunternehmer) deutsche Bauern mit ihren Familien und ihren Fahrzeugen, auf denen sie ihren gesamten Hausrat hatten, und einigem Vieh zur neuen Siedlungsstelle. Dort wurde nach Wünschen und Vermögen das Rodeland aufgeteilt. Der Name des Lokators lässt auf den Namen des Dorfes schließen. Er hieß Erkenbrecht und so entstand aus einer Reihe von Namensänderungen der Name Großerkmannsdorf (erstmals 1551 im Erbbuch des Amtes Radeberg).
Jener Erkenbrecht genoss eine gehobene Stellung unter den gesiedelten Bauern. Seine Ernennung zum ersten Erbrichter des Dorfes brachte seinem Gut den Namen des „Erbgericht“. Heute weist noch der nicht mehr benutzte Gasthof darauf hin.
Im Gericht des Siedlerdorfes Großerkmannsdorf galt nur die deutsche Rechtsprechung. Nach dem Amtserbbuch von 1551 besaß Großerkmannsdorf einen eigenen Dingstuhl. Dort wurden die Ding- oder Gerichtstage abgehalten, so oft es nötig war.
Bei der Besiedlung und Gründung des Dorfes ist auch gleich die Kirche geplant worden. Die heutige Kirche wurde 1702 erbaut. Durch ein fehlendes Pfarrbesoldungsgesetz mussten die Einwohner den Unterhalt des Pfarrers durch Geld und Naturalien-Abgaben selbst aufbringen. Zur Pfarre gehörte ein Gut von einer halben Hufe.
Mit der Kirche und Pfarrei verbunden entwickelte sich im Laufe des 16. Jahrhunderts die Schule des Ortes. Zunächst erteilte der Küster einen einmaligen wöchentlichen Katechismusunterricht, woraus sich bald ein regelmäßiger täglicher Schulunterricht in den einfachsten Fächern entwickelte. 1567 wurde er durch den ersten Schulmeister von Großerkmannsdorf ersetzt.
Heute hat Großerkmannsdorf etwa 1600 Einwohner. Beliebt ist der Ort, vor allem bei Reit- und Wanderfreunden. Sehenswert sind die um 1700 gebaute Kirche sowie mehrere Fachwerkhäuser und Gebäude bis aus dem 15. Jahrhundert. Auf dem Bischofsweg bekommt man bei gutem Wetter einen wunderschönen Blick bis weit in die umliegenden Gebirge der Ober- und Niederlausitz.
Quelle: Ortschaftsrat Großerkmannsdorf, Hans-Werner Gebauer, Otto Wittich: Großerkmannsdorf 1353-2003, Alinea Digitaldruck GmbH, 2. Auflage, 2007 |